FAW: Mit Lockstoff gegen die Mückenplage im Gemüsebau
Seit Ende Mai schlüpfen die Kohldrehherzgallmücken und machen sich an Broccoli und Blumenkohl zu schaffen. Kein anderer Schädling ist für die Gemüsebauern so heimtückisch: Von blossem Auge ist er kaum zu erkennen, und wenn der Schaden am Gemüse sichtbar wird, ist es zu spät. Eine Falle mit Sexuallockstoffen schafft nun Abhilfe.
(ots)Die kurzlebigen Tierchen mit dem langen Namen befallen Kohlgemüse und lassen sie mit verkrüppelten («verdrehten») Pflanzenherzen zurück. Im Berner Seeland ist die Kohldrehherzgallmücke der wichtigste Schädling; bis zu 25 Prozent der Erträge fallen wegen ihr aus. Alarmstimmung herrscht auch in Nordamerika, wo Broccoli- Produzenten riesige Felder bewirtschaften, auf denen zum Teil seit Jahren nur Broccoli wächst ein Paradies für die Kohldrehherzgallmücke.
Der zwei Millimeter kleine Wicht vollbringt sein Werk im Verborgenen; wenn die Schäden sichtbar werden, nützt das beste Pflanzenschutzmittel nichts mehr. Wann und wo die Mücke zuschlägt, war bisher unvorhersehbar, weshalb die Landwirte vorbeugend und wiederholt Insektizide anwenden mussten. Nun hat die Eidg. Forschungsanstalt Agroscope FAW Wädenswil eine Falle mit Sexuallockstoffen (Pheromonen) entwickelt, damit man den Unheilstifter überwachen und somit effizient bekämpfen kann.
An der Nase herumgeführt
Zusammen mit schwedischen und deutschen Spezialisten identifizierten die Wädenswiler Forscher die Sexuallockstoffe der Weibchen und liessen diese Stoffe synthetisch herstellen. Sie optimierten die Pheromon-Mischung mit Verhaltensversuchen in einem Windkanal, sodass kleinste Mengen Wirkstoff genügen, um die Männchen in die Falle zu locken. Mit molekulargenetischen Methoden versicherten sich die Forscher, dass die Falle ausschliesslich Kohldrehherzgallmücken fängt, und damit ein verlässlicher Indikator dafür ist, wann genau man gegen den Schädling Pflanzenschutzmittel einsetzen muss. Das garantiert dem Landwirt Wirkungssicherheit und schont erst noch die Umwelt. Knapp drei Jahre hat die Entwicklung dieser Mückenfalle gedauert, die eben zum weltweiten Patent angemeldet wurde. Zur Zeit prüfen die FAW-Fachleute im Berner Seeland mit Feldversuchen, wo genau die Fallen platziert sein müssen, damit die Landwirte eine optimale Prognose erhalten.
Die Nachfrage nach den Fallen ist gross, auch aus den USA und Ontario (Kanada), wo das Problem besonders akut geworden ist. Die kanadischen Behörden behandeln die Kohldrehherzgallmücke als Quarantäneschädling (besonders gefährlichen Schädling) und haben strenge Vorschriften erlassen. Auch in den angrenzenden Staaten der USA schlagen die landwirtschaftlichen Berater Alarm. Die FAW stellt ihnen Fallen zur Verfügung und wird die dort gefangenen Mücken molekulargenetisch untersuchen. Damit weist sie nach, ob die Falle auch in Nordamerika nur das Insekt fängt, das man überwachen will.
((Kasten)) Erste Generation ist geschlüpft
Die Kohldrehherzgallmücken (Contarinia nasturtii) sind kaum 2 mm gross und leben nur drei bis fünf Tage. In dieser Zeit paaren sie sich und die Weibchen legen Eier in die Spalten zwischen den jüngsten Herzblättern der Pflanzen ab. Die geschlüpften Maden fressen während zwei bis drei Wochen am zarten Gewebe des Vegetationskegels. Zur Verpuppung wandern sie in den Boden, von wo aus in einigen Tagen die nächste Mückengeneration schlüpft. Bis zu fünf Generationen gibt es pro Jahr, bevor die Mücken als Maden wieder im Boden überwintern. Die erste Generation schlüpft Ende Mai.
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Weitere Auskünfte Dr. Robert Baur Insektenforscher Agroscope FAW Wädenswil Eidg. Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau Tel. 01 783 63 33 Natel: 079 592 84 69 Robert.Baur@faw.admin.ch
Kathrine Schwab Medienverantwortliche Agroscope FAW Wädenswil Eidg. Forschungsanstalt für Obst-, Wein- und Gartenbau Tel. 01 783 62 72 Natel 076 593 89 85 E-Mail Kathrine.Schwab@faw.admin.ch