Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz
SOS-Kinderdorf in Juah Town geplündert: Nothilfe in Monrovia angelaufen
Monrovia/Bern (ots)
Während im SOS-Kinderdorf in Monrovia diese Woche die erste Reisverteilung an Tausende Flüchtlinge begonnen hat, haben die anhaltenden Kriegswirren im Hinterland nun das zweite liberianische SOS-Kinderdorf in Juah Town erreicht. Das Dorf wurde geplündert, die Mitarbeiter konnten in den Busch flüchten bzw. nach Monrovia evakuiert werden.
Die Lage in Monrovia hat sich laut Aussagen von SOS-Kinderdorf-Mitarbeitern etwas stabilisiert, die Menschen hoffen jedoch auf eine dauerhafte Befriedung durch die ca. 5'000 Mann starke UN-Mission, die im Oktober ins Land kommen soll. Im Hinterland Liberias kommt es nach wie vor zu schweren Übergriffen auf die Zivilbevölkerung, de facto herrscht ausserhalb von Monrovia immer noch Kriegszustand und Chaos.
Überfall und Plünderung im SOS-Kinderdorf Juah Town
Betroffen von den anhaltenden Kampfhandlungen im Landesinneren ist auch das SOS-Kinderdorf in Juah Town, ca. 40 km nördlich der von Rebellen besetzten Hafenstadt Buchanan gelegen. Vor zwei Wochen wurde das SOS-Kinderdorf neuerlich überfallen und von verschiedenen Gruppen geplündert. Das verbliebene Personal konnte in den Busch flüchten bzw. nach Monrovia gebracht werden. Zurzeit ist es wegen der intensiven Kampfhandlungen nicht möglich, nach Juah Town zu gelangen, daher ist das ganze Ausmass der Zerstörung nicht bekannt. Es wird vermutet, dass sich Militärgruppen und Flüchtlinge im Dorf aufhalten.
Die Geschichte des Dorfes in Juah Town im Bassa County ist exemplarisch für die Zeit des Bürgerkrieges von Beginn der 90er Jahre bis heute. Gerade bezugsfertig, musste das SOS-Kinderdorf 1990 geschlossen werden und war über sechs Jahre lang von marodierenden Banden besetzt. Nach einer Generalsanierung konnte der Gebäudekomplex mit Kindergarten und Schule erst im Jahr 2000 wieder bezogen werden. Bereits im Mai dieses Jahres mussten die Kinder und Mitarbeiter nach Monrovia evakuiert werden.
Reisverteilung und Notklinik in Monrovia
In Monrovia wird heute mit der ersten Verteilung von 500 Sack Reis an die 4'000 bis 5'000 Flüchtlinge begonnen, die sich immer noch auf dem SOS-Kinderdorf-Gelände in Liberias Hauptstadt aufhalten. Jede Familie mit ca. zehn Personen erhält einen Sack Reis, der für einen Monat die Versorgung sicherstellen soll. Ob die Flüchtlinge mit dieser Notration anschliessend das SOS-Kinderdorf verlassen werden oder nicht, ist derzeit unklar.
Diese Woche kann überdies eine Notklinik ihren Betrieb aufnehmen. Das zweistöckige desolate SOS-Gebäude im Stadtzentrum (früheres Jugendhaus für Mädchen, das vor Jahren wegen des Bürgerkrieges geschlossen werden musste) konnte notdürftig in Stand gesetzt und als Notklinik eingerichtet werden. Medikamente werden bis jetzt durch SOS-Kinderdorf Liberia organisiert, konkrete Gespräche mit der englischen NGO Merlin und einer deutschen Hilfsorganisation über eine mögliche Zusammenarbeit im medizinischen Bereich sind im Laufen.
SOS-Kinderdorf ist ein privates, politisch und konfessionell ungebundenes Kinderhilfswerk. Seit 1949 hat diese Organisation das Ziel, verlassenen und in Not geratenen Kindern - ungeachtet ihrer ethnischen Zugehörigkeit, Nationalität und Religion - eine Familie, ein ständiges Zuhause und eine solide Vorbereitung auf ein Leben in Selbständigkeit zu bieten. SOS-Kinderdorf ist in 131 Ländern tätig. In den weltweit 439 Kinderdörfern und 326 SOS-Jugendwohneinrichtungen werden über 50.000 Kinder und Jugendliche permanent betreut. Sie können im Erwachsenenalter ihr Wissen in ihrer Heimat zum Nutzen aller weitergeben. Somit wird eine nachhaltige Entwicklungshilfe gewährt. SOS-Kinderdorf beschäftigt fast ausschliesslich lokale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
SOS-Kinderdorf International hat im Oktober 2002 den mit einer Million US-Dollar dotierten Conrad N. Hilton Humanitarian Prize 2002 erhalten. Der Preis gilt als weltweit grösste Auszeichnung für humanitäres Engagement.
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