Sichere und effiziente Erdgasversorgung nicht durch forcierte Marktöffnung gefährden
Zürich (ots)
Swissgas, die nationale Importgesellschaft für Erdgas, hat letztes Jahr 25'461 Gigawattstunden (GWh) Erdgas beschafft. Die Swissgas-Lieferungen an die Regionalgesellschaften betrugen 24'298 GWh und deckten damit 71,6 % des schweizerischen Erdgasbedarfs. Zecks Optimierung der Beschaffungsverträge wurden 1'163 GWh an einen ausländischen Kunden abgegeben. An der Generalversammlung in Bern warnte Verwaltungsratspräsident Urban Slongo vor einer forcierten Marktöffnung in der Schweiz. Die EU-Länder und ihre Erdgaswirtschaften zahlten zur Erreichung dieses politischen Ziels einen hohen Preis. Über die Erfahrungen mit der Gasmarktöffnung in Österreich äusserte sich der Gastreferent, Otto Musilek, Geschäftsführer der OMV Gas GmbH, mit einiger Skepsis.
Der Schweizer Gasabsatz stieg 2003 auf den neuen Rekordwert von 33'955 GWh (rund 34 Mrd. kWh). Dies entspricht einer Steigerung um 5,7% im Vergleich zum Vorjahr. Der Gasanteil am Endenergieverbrauch 2003 der Schweiz dürfte sich nach ersten Schätzungen gegenüber 2002 von 11,4 auf 11,8% erhöht haben. Die Zunahme ist grösstenteils auf die kältere Witterung in einzelnen Wintermonaten zurückzuführen.
Über die Swissgas-Bezugsverträge wurden 24'298 GWh Erdgas (rund 2'250 Mio. m3) an die Regionalgesellschaften Gasverbund Mittelland AG (Arlesheim), Erdgas Ostschweiz AG (Zürich), Erdgas Zentralschweiz AG (Luzern) sowie Gaznat SA (Vevey), die alle Aktionäre der Swissgas sind, geliefert. Damit deckte Swissgas 71,6 % des schweizerischen Erdgasverbrauchs. Das Erdgas stammte aus Deutschland, den Niederlanden, Russland und Italien. Die Regionalgesellschaften beschafften zusätzlich über ihre Direktbezugsverträge 8'749 GWh bei Anbietern im Ausland.
Nutzen der Marktöffnung in Österreich noch fraglich
"Finanziell bringt die Liberalisierung dem Kleinkunden jedoch bisher nichts." Dies die ernüchternde Feststellung von Gastreferent Otto Musilek, Geschäftsführer der OMV Gas GmbH in Wien. Nach zwei Jahren Marktöffnung zeige sich auch, dass diese in verschiedenen Belangen für die Netzbetreiber und für die Gewährleistung der sicheren Erdgasversorgung nachteilig sei. Mit dem Druck des Regulators auf die Netztarife bestehe die Gefahr, dass kaum mehr in neue Netzkapazitäten investiert werde. Auch wenn der Wettbewerb das absolute Kredo sei, dürfe die Versorgungssicherheit dadurch nicht bedroht sein.
Öffnung des Schweizer Gasmarktes nicht forcieren
Gemäss Swissgas-Verwaltungsratspräsident Urban Slongo wird die Marktöffnung in der EU auf der Basis einer Infrastruktur realisiert, die vor der Marktöffnung aufgebaut und finanziert wurde. Das neue System profitiere so von der unbestrittenen Leistungsfähigkeit des alten Systems. Ob auch das neue System bezüglich Unterhalt und Ausbau diese Leistungsfähigkeit wieder erreichen werde, sei fraglich. "Die EU-Länder und ihre Erdgaswirtschaften bezahlen für die Erreichung ihres politischen Ziels einen hohen Preis", sagte Slongo. "Es ist, wie das Beispiel Österreich zeigt, noch sehr unsicher, ob der Saldo Kosten/wirtschaftlicher Nutzen positiv sein wird." Auch das neue System der EU sei am Lernen. "Die Versorgungssicherheit bekommt wieder mehr Bedeutung, und die zeitweise an den Rand gedrängten langfristigen Beschaffungsverträge werden wieder zentral." Mit der heutigen Marktstruktur sei die Schweizer Gaswirtschaft wettbewerbsfähig, sorge für Versorgungssicherheit und optimiere die Beschaffung. Diese Vorteile dürften nicht mit den negativen Auswirkungen einer forcierten Marktöffnung gefährdet werden.
Der Zugang Dritter zu den Erdgashochdrucknetzen wird in der Schweiz seit Mitte der Sechzigerjahre auf Basis von Artikel 13 des Rohrleitungsgesetzes geregelt. Zwischen Swissgas und den Regionalgesellschaften wurden im vergangenen Jahr so genannte Transportkoordinations-Vereinbarungen abgeschlossen, die zum Ziele haben, den Netzzugang Dritter zu den regionalen Hochdrucknetzen nach einheitlichen Grundsätzen durchzuführen. Zur Vereinfachung des Netzzugangs wurde bei Swissgas eine Koordinationsstelle Durchleitung eingerichtet. Der Gesetzgeber soll dadurch im Sinne des Subsidiaritätsprinzips von der Aufgabe entbunden werden, über Artikel 13 hinausgehende Regelungen zu erlassen.
Wechsel in der Geschäftsleitung
Wie an der Generalversammlung in Bern angekündigt wurde, wird Bruno Meier, Vorsitzender der Geschäftsleitung, auf Ende 2004 seine Funktionen abtreten und sich Ende März 2005 in den Ruhestand begeben. Der Verwaltungsrat hat Ruedi Rohrbach, Kaufmännischer Direktor, zu seinem Nachfolger bestimmt.
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