EURO 2008 - Discours Suisse: Globalisierte Nationalmannschaft schweisst die Schweiz zusammen
Bern (sda/ots) -
Röstigraben ist längstens passé - "Ausländer" bestens integriert
Die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft kann an der EURO 2008 auf den Support aus allen Sprachregionen zählen. Die Zeiten, als der Sprachgraben die Gemüter entzweite, sind passé. Die multikulturelle Mannschaft ist heute ein Spiegelbild der Schweiz.°
Noch vor gut 50 Jahren waren die Verhältnisse ganz anders. Damals bestand die Schweizer Nati fast ausschliesslich aus welschen Spielern, erinnert sich Jean-Jacques Tillmann, Fussball-Kommentator des Westschweizer Fernsehens, der "Beni Thurnherr" der Romandie.
In den 80-er Jahren änderte sich das Bild radikal. In der Ära Wolfisberg kamen nur selten Westschweizer Spieler zum Einsatz. Entsprechend scharf fiel die Kritik in der Romandie aus.
Vorurteile hüben wie drüben
Stereotypen dominierten zu jener Zeit. Die Romands und die Tessiner behaupteten von sich, den technisch versierteren Fussball zu spielen. Die Deutschschweizer sahen ihre Qualitäten in der athletischen und disziplinierten Spielweise.
Diese Zeiten haben sich geändert. "Es hat keinen Platz für Individualismen, Sprachdifferenzen und Generationenkonflikte", erklärt der Romand Michel Pont, Assistent von Nationaltrainer Köbi Kuhn. "Der Teamgeist steht über allem. Das ist unsere einzige Chance, unsere Ziele zu erreichen."
Globalisiertes Team
Die Globalisierung prägt ihrerseits die Schweizer Nati. Die meisten Nationalspieler stehen im Ausland unter Vertrag. Viele von ihnen haben schon in einer anderen Sprachregion gearbeitet. Gut integriert sind ferner die Spieler mit ausländischen Wurzeln.
Durch die Internationalisierung haben sich die Spielkulturen angeglichen. Das alles wirkt vereinend, glaubt Tillmann. Bernard Callendes, französischsprachiger Trainer in Diensten des FC Zürich, teilt diese Meinung. "Der Fussball ist global geworden".
Grosse Euphorie im Tessin
Der Liebe zur eigenen Nationalmannschaft tut dies keinen Abbruch. Im Tessin ist die Euphorie mindestens so gross wie in der Westschweiz, auch wenn im Südkanton kein einziges Spiel der EURO 2008 ausgetragen wird. Einige Tessiner können immerhin die Schweizer Spiele live sehen, der Rest via Grossleinwand oder TV.
Dass die Schweizer Mannschaft heute multikulturell ist, spielt für Regierungspräsident Marco Borradori (Lega dei Ticinesi) keine Rolle. Er setzt damit bewusst einen Kontrapunkt zu seinem Parteikollege Giuliano Bignasca, der Nationaltrainer Köbi Kuhn unlängst vorgeworfen hatte, es spielten "zu viele Schwarze".
Spiegelbild der Schweiz
Vladimir Petkovic. Trainer der AC Bellinzona mit Schweizer Pass und kroatischen Wurzeln, sieht in der Multikulturalität gar einen Trumpf. "Das ist bereichernd. Es zeigt, dass die Schweiz offen ist für andere Kulturen und so gemeinsam Erfolge erringen kann.
Die Nati sei ein Spiegelbild der Schweizer Gesellschaft, ist alt Bundesrat Adolf Ogi überzeugt. Multikulturalität, Toleranz und gegenseitiger Respekt prägten das Bild. "Ich erlebe die Schweizer Mannschaft als selbstbewusste, teamfähige und tolle Gruppe, die über sich hinauswachsen kann und hoffentlich auch will. Go for it," gibt der ehemalige Sportminister der Nati mit auf den Weg.
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