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FAZ-Herausgeber Nonnenmacher: "Deutschlands Verleger sind Schnarchergesellschaft"

Wien (ots)

Die FAZ will jünger werden und schon bald in Farbe
erscheinen - aber weiter ohne Foto am Titel, kündigte FAZ-Herausgeber
Günther Nonnenmacher beim European Editors Form in Wien an.
Als "Schnarchergesellschaft" attackierte FAZ-Herausgeber Günther
Nonnenmacher Deutschlands Zeitungsverleger. "Ich kann nicht
verstehen, dass es nicht möglich ist, eine gemeinsame Kampagne aller
Zeitungsverleger zustande zu bringen, bei der das Lesen von Zeitungen
als Statussymbol beworben wird", sagte Nonnenmacher heute (30. 3.)
beim "European Editors Form" in Wien, das erstmals parallel zum
"European Newspaper Congress" stattfand.
Unter der Leitung von "Die Presse"-Chefredakteur Andreas
Unterberger diskutierten der Redaktionleiter der NZZ am Sonntag,
Felix E. Müller, der Chefredakteur der Rheinischen Post, Ulrich
Reitz, und Günther Nonnenmacher über "Wieviel Glaubwürdigkeit
brauchen Medien? - Journalismus der Zukunft zwischen Information,
Unterhaltung, Wirtschaft und Politik" vor mehr als 200
Chefredakteuren und Verlagsführungskräften aus ganz Europa.
Immer mehr Verlage machen heute eine Kaufzeitung, die sich
inhaltlich "nur mehr in Spuren" von den Gratiszeitungen derselben
Verlage unterscheiden. Damit schiessen sich die Verleger ins eigene
Knie, warnte Nonnenmacher. Die Verleger würden darüber hinaus durch
die Lande ziehen und Electronic Publishing propagieren, obwohl
inzwischen klar sein sollte, dass gerade dort kein Geld zu verdienen
sei.
Selbst auf die "Innovations-Resistenz" der FAZ angesprochen,
verkündete Nonnenmacher, dass sich die FAZ künftig jünger
präsentieren will und schon bald in Farbe erscheinen wird, jedoch
weiter ohne Foto am Titel. "Wir sind in den letzten Jahr zu fett
geworden", bekannte Nonnenmacher. Man habe täglich eine Wochenzeitung
mit bis zu 180 Seiten angeboten, sodass ein Normalleser die Zeitung
nicht einmal mehr ansatzweise lesen konnte. Insofern sei die Krise
der vergangenen Jahr durchaus heilsam gewesen. Allerdings würde nach
den schweren Anzeigeneinbrüchen der vergangenen Jahre nicht mehr klar
sein, ob die bisherige Querfinanzierung einer Zeitung über die
Anzeigen noch weiter funktionieren würde.
Ulrich Reitz, Chefredakteur der Rheinischen Post in Düsseldorf,
forderte, dass sich die Zeitungen ändern müssen. "Unser Heil kann
nicht in einem Artikel mit 200 Zeilen liegen", sagte Reiz und
kritisierte den FAZ-Herausgeber, der "nicht den Mut zu einer modernen
Zeitung" habe. Dabei würde die FAZ am Sonntag den Weg vorgeben, wie
man diese machen könne, sagte Reitz.
Die FAZ am Sonntag habe zu einem "fruchtbaren Wettbewerb" im
eigenen Haus geführt. Die tägliche FAZ wird sich aber nicht der
Sonntagszeitung angleichen. "Da würden wir dramatische Einbrüche
erleben", sagte Nonnenmacher. Ungläubig beobachtet der
FAZ-Herausgeber, dass die Zugriffe auf das Internet-Angebot der FAZ
"dramatisch gestiegen" seien, seit man zwei Drittel Personal abgebaut
habe und das inhaltlich Angebot drastisch reduziert habe. Es sei eine
Illusion mancher Verleger, die glauben, dass sie im Internet das Geld
künftig erwirtschaften werden, das sie derzeit bei ihren Printmedien
verlieren.
Felix E. Müller, Redaktionsleiter der NZZ am Sonntag, warnte vor
dem fundamentalen Widerspruch, Informationen gratis im Internet
anzubieten und gleichzeitig die Abopreise zu erhöhen. Als grosse
Gefahr für die Tageszeitung wertet Müller, dass sich ein grosser Teil
des Anzeigengeschäftes in Pendler- und Gratiszeitungen verlagert.
"Wir müssen lernen, auf einem geschäftlich tieferen Niveau unsere
Leistungen zu erbringen", sagte Müller.

Kontakt:

Johann Oberauer
Tel. +43/664/2216643
E-Mail: johann.oberauer@oberauer.com

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