SBV-Delegierte nehmen Parlamentarier in die Pflicht
Brugg (ots)
Über 330 bäuerliche Delegierte und rund 60 Gäste besuchten die heutige Delegiertenversammlung des Schweizerischen Bauernverbandes in Bern. Neben den üblichen Geschäften wurde ein Aufruf ans Parlament zur Korrektur der AP 2011 verabschiedet. Gastredner war Rudolf Schwarzböck, Präsident des Europäischen Bauernverbandes.
Im Kursaal Bern fand heute die Delegiertenversammlung des Schweizerischen Bauernverbandes (SBV) statt. Eines der Hauptthemen war das Reformpaket der Agrarpolitik 2011, das in der anstehenden Wintersession vom Ständerat und später vom Nationalrat behandelt wird. Im verabschiedeten Aufruf forderten die Delegierten des SBV die Parlamentarier auf, die AP 2011 zu korrigieren. Ansonsten seien die ausreichende Produktion von hochwertigen, einheimischen Nahrungsmitteln und Rohstoffen sowie das Erbringen der in der Verfassung verankerten gemeinwirtschaftlichen Leistungen gefährdet. Ebenfalls seien viele Arbeitsplätze in den vor- und nachgelagerten Branchen bedroht. Das Tempo sei soweit zu drosseln, dass der Strukturwandel sozialverträglich ablaufe. Sie verlangten weiter, dass die Volksvertreter die von den Parteien gemachten Versprechen einlösen.
Trendwende für die Landwirtschaft In seiner Eröffnungsansprache stellte Präsident Hansjörg Walter fest, dass sich die Situation der Landwirtschaft weltweit verändert hat. Anstatt Überschüsse zeichne sich eine Situation der Verknappung ab. Zudem würden sich mit dem hohen Energiebedarf und den abnehmenden fossilen Reserven neue Möglichkeiten mit nachwachsenden Energieträgern erschliessen. Weniger Freude zeigte Walter an der aktuellen Preissituation in der Schweiz. Der ruinöse Wettbewerb zwischen den Detailhändlern gehe auf Kosten der Produzentenpreise weiter. Zudem werde der Landwirtschaft immer wieder die Schuld an den hohen Konsumentenpreisen in die Schuhe geschoben. Völlig zu Unrecht, wie Walter unterstrich. Die Landwirtschaft könnte ihre Erzeugnisse gratis abgeben und die Ladenpreise wären in der Schweiz immer noch höher als im Ausland! "Wir geniessen beim Schweizer Volk viel Unterstützung und Akzeptanz und darauf müssen wir uns konzentrieren", sagte Walter zum Abschluss seiner Einführung. Dies gehe aus der im letzten Monat veröffentlichten Imagestudie hervor, in der die Landwirtschaft den 1. Platz belegte.
Neue Gesichter in der Landwirtschaftskammer Die eigentlichen Traktanden der Delegiertenversammlung verliefen ohne spezielle Vorkommnisse: Das Protokoll der letzten DV, der Jahresbericht 2005, das Tätigkeitsprogramm 2007 sowie die Jahresbeiträge 2007 wurden genehmigt. Die Delegierten haben Donat Schneider (LOBAG), Philippe Jobin (Prométerre), Olivier Pichonnat (Prométerre), Seline Heim-Keller (St. Gallischer Bauernverband), Agnes Greminger (Thurgauer Bauernverband), Hans Frei (Zürcher Bauernverband), Monique Perrottet Richard (Fédération Suisse des Vignerons), Benjamin Henchoz (Schweizer Milchproduzenten), Hansjörg Schmid (Schweizer Milchproduzenten), Christian Schürch (IP-Suisse), Frédéric Baudraz (Gallo Suisse), Heinz Gensetter (Verband Schweizer Gärtnermeister) neu in die Landwirtschaftskammer gewählt.
Andere Länder, gleiche Probleme Zum Abschluss der Delegiertenversammlung referierte der Präsident des Europäischen Bauernverbandes COPA, der Österreicher Rudolf Schwarzböck. Er betonte die gute Zusammenarbeit der COPA mit dem SBV ganz besonders in WTO-Fragen. Er gab einen Einblick in die anstehenden Aufgaben der europäischen Bauernfamilien. Grundsätzlich sei die gemeinsame Agrarpolitik der EU ein Erfolg. Um in Zukunft mit weniger Geld mehr zu erreichen, müsse der Schwerpunkt auf die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit gelegt werden. Zugleich sei aber die politische Unterstützung und Chancengleichheit nötig. Es gehe nicht, dass die internen Anforderungen steigen und die Hürden beim Import stetig abgebaut würden. Schwarzböcks Worte zeigten, dass die europäischen Bauern schlussendlich mit den gleichen Problemen wie die Schweizer Bauern kämpfen!
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