Media Service: Tessiner Geldschmuggler: Die italienische Justiz macht einem weit verzweigten Ring von Schwarzgeldschiebern den Prozess
Zürich (ots)
Seit fünf Jahren gehen die italienischen Behörden mit ungewohnter Härte gegen den Finanzplatz Tessin vor. Die Finanzpolizei fängt Schwarzgeldsünder an der Grenze in Chiasso ab, spioniert verdächtige Personen per Satellitenüberwachung aus und hört Telefone ab. Im norditalienischen Como bringt ein Staatsanwalt nun laut Recherchen der «Handelszeitung» einen der grössten Prozesse gegen ein mutmassliches Tessiner Schmugglernetz ins Rollen. 48 Personen sind beschuldigt, unversteuertes Bargeld italienischer Staatsbürger über die Grenze in die Schweiz geschleust zu haben.
Unter den Angeklagten befinden sich mehrere Tessiner Banker, wie etwa der frühere Banca-Arner-Chef Nicola Bravetti und der aktuelle Bank-Wegelin-Partner Michele Moor. Bravetti ist laut seinem Anwalt zuversichtlich, in Como seine Unschuld beweisen zu können. Mohrs Anwalt Emanuele Stauffer betont, sein Mandat habe nie gegen Schweizer Gesetz verstossen. Er halte die Vorwürfe für falsch.
Ebenfalls beschuldigt werden diverse mutmassliche Mittelsmänner und Geldkuriere. Sie sollen in den Jahren 2004 und 2005 die Geldtransporte zwischen Norditalien und der Schweiz organisiert haben. Mit ihren Kunden sollen sich die Kuriere über Codewörter aus der Welt des Fussballs verständigt haben. Die Vermögenswerte landeten gemäss Staatsanwaltschaft auf Konten in der Schweiz.
Das harsche Vorgehen der italienischen Behörden gegen den Tessiner Finanzplatz zeigt inzwischen Wirkung. Kunden aus dem südlichen Nachbarland zogen im Rahmen von vier Steueramnestien geschätzte 150 Milliarden Franken aus dem Tessin ab. Das ist rund ein Drittel des Geldes, das sie dort angelegt hatten. Für den Kanton dürfte die neue Strenge Italiens langfristig schmerzliche Auswirkungen haben - alleine seit 2007 verschwand jede zehnte Stelle im Finanzsektor. Ausserdem sank die Eigenkapitalrendite der Banken in Lugano von rund 12 Prozent im Jahr 2007 auf 2 Prozent, wie eine Studie von KPMG und der Universität St. Gallen letztes Jahr zeigte.
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