Lungenkrebs: Neue Techniken verbessern die Strahlentherapie
Leipzig (ots)
Neue strahlentherapeutische Techniken und Bestrahlungssysteme verbessern die Strahlentherapie bei Lungenkrebs. Auf dem 25. Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Radioonkologie (ESTRO) präsentieren Radioonkologen beispielsweise neue Möglichkeiten der atemgesteuerten Strahlentherapie.
Lungenkrebs ist bei Männern nach dem Prostata-Karzinom der zweithäufigste bösartige Tumor, alleine in Deutschland erkranken etwa 27.000 Männer jährlich. Aber auch bei Frauen ist diese Tumorart im Vormarsch. Bislang können jedoch nur 10 bis 15 Prozent der Lungenkrebspatienten dauerhaft geheilt werden. Mehr als die Hälfte der Patienten mit einem kleinzelligen und ca. 65 Prozent der Patienten mit einem nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom erhalten im Laufe ihrer Erkrankung eine Strahlenbehandlung.
Die Präzision einer drei-dimensionalen Bestrahlungsplanung wird bei Lungenkrebs jedoch von der Natur limitiert: Die Tumoren verschieben sich während der Atmung um einige Zentimeter. Damit "wandert" das Zielgebiet und kann bei zu knapp gewählten Bestrahlungsgrenzen verfehlt werden. Dann wuchern die Tumorzellen weiter. Wählt der Strahlentherapeut die Grenzen des Bestrahlungsfeldes zu großzügig, ist mit mehr Nebenwir?kungen an der gesunden Lunge zu rechnen.
BILDGESTEUERTE STRAHLENTHERAPIE. Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet die bildgesteuerte Strahlentherapie (IGRT = Image Guided Radiotherapy), wie Experten auf dem ESTRO-Kongress in Leipzig berichten. Neuartige Linearbeschleuniger, die mit einer speziellen Röntgenvorrichtung ausgestattet sind, stellen den Tumor unmittelbar vor der Bestrahlung bildlich dar. So können "wandernde" Zielgebiete erfaßt werden. Das Gerät registriert, ob die geplante mit der realen Situation übereinstimmt. Ist dies nicht der Fall, so berechnet der Computer die Abweichung und der Bestrahlungstisch verschiebt sich entsprechend.
ATMUNGSANGEPASSTE STRAHLENTHERAPIE. Ebenfalls vielversprechend ist die atmungsadaptierte Strahlentherapie. Bei dieser Methode wird die Bestrahlung mit der Atmung ein- bzw. ausgeschaltet. So treffen die Strahlen den Tumor immer in der gleichen Position. In manchen Fällen wird der Patient auch aufgefordert, die Luft anzuhalten oder in einem bestimmten Rhythmus zu atmen, was zu Beginn der Behandlung ein entsprechendes Training des Patienten erfordert. Wenn es gelingt, die anatomischen Verschiebungen gezielt zu steuern, können diese auch gezielt ausgeglichen werden. Auch dieses Verfahren wird derzeit systematisch untersucht, Ärzte und Physiker berechnen dabei vor allem, wie sich durch diese Technik das Bestrahlungsvolumen verringern lässt.
STEREOTAKTISCHE RADIOTHERAPIE STATT SKALPELL. Auch die aufwändige stereotaktische Bestrahlung, die bislang vorwiegend bei Hirntumoren eingesetzt wird, erproben Strahlentherapeuten nun auch bei kleinen Tumoren des Körperstammes in besonders strahlenempfindlicher Umgebung. Mit Computertomogrammen und einem besonderen Planungssystem werden die genauen dreidimensionalen Koordinaten des Zielgebietes ermittelt. Um eine präzise Übertragung der geplanten Bestrahlungsdaten zu ermöglichen, wird der Körper des Patienten bei der Behandlung mit einem Rahmen fixiert. Unter computertomographischer Kontrolle werden Markierungen in diesem Rahmen dazu verwendet, die Bestrahlung punktgenau zum Tumor zu dirigieren. Meist wird dies erreicht, indem die Bestrahlung aus vielen verschiedenen Richtungen und in genau berechneten Winkeln auf den Zielort trifft.
Ein Team um Frank Zimmermann vom Klinikum rechts der Isar in München präsentiert in Leipzig eine Studie mit 68 Patienten, deren kleine Lungentumoren aus allgemeinmedizinischen Gründen nicht operiert werden konnten. In 3 bis 5 Sitzungen wurde jeweils eine hohe Strahlendosis stereotaktisch verabreicht. Nur bei vier Patienten (6 Prozent) begann in der bislang dreijährigen Nachbeobachtungszeit der Tumor erneut zu wuchern. Schwere Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet
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