Pariser Wiederauferstehung, Kommentar zu den Plänen für die Nyse Euronext von Christopher Kalbhenn
Frankfurt (ots)
Das IPO des europäischen Aktiengeschäfts der von der Intercontinental Exchange (ICE) übernommenen Nyse Euronext nimmt Gestalt an. Wie durchgesickert ist, werden sich acht Ankerinvestoren aus den Euronext-Ländern, darunter sieben Banken, im Zuge der Börseneinführung mit 25 bis 30% an dem von der ICE dann abgespaltenen Marktbetreiber beteiligen. Von einem neuen Unternehmen zu sprechen, wäre wohl nur bedingt zutreffend. Tatsächlich wird damit die alte, von Paris geführte Vierländerbörse Euronext vor deren Übernahme der Londoner Terminbörse Liffe quasi wieder auferstehen.
Für die ICE liegt die Logik des Deals auf der Hand. Der Börsenbetreiber, den unter den europäischen Assets der Nyse Euronext nur die Liffe interessiert und der mit dem IPO die sich aus der Übernahme ergebende 11 Mrd. Dollar schwere Last etwas reduzieren will, hat nun größere Sicherheit, was die Platzierung der Euronext betrifft. Gewinner sind aber auch die Regierungen der vier Euronext-Länder. Seit die Pläne der ICE, die Euronext abzuspalten, bekannt sind, macht man sich etwa in Amsterdam Hoffnungen, dass die Interessen des eigenen Finanzplatzes künftig wieder besser zur Geltung kommen.
Treibende Kraft ist aber die französische Regierung. Für sie ist es ein großes Prestigeprojekt, dem Finanzplatz Paris wieder Leben einzuhauchen. Seine Bedeutung ist nämlich durch die Fusion der Euronext mit der Nyse im Jahr 2007 fast auf den Nullpunkt gesunken. Die ehemalige Bourse de Paris bzw. Euronext Paris ist nur noch eine Filiale der amerikanischen Muttergesellschaft, ohnmächtig musste die Regierung zusehen, als das Nyse-Euronext-Management beispielsweise die europäische IT-Infrastruktur in London zentralisierte und dabei das Rechenzentrum in Paris schloss.
Auch die Banken dürften etwas gewinnen. Lange hatten sich die französischen Institute gegen das Ansinnen der französischen Regierung, sich im Dienste des Finanzplatzes an Euronext zu beteiligen, gesträubt. Aus ihrer Sicht war schlichtweg nicht einzusehen, Geld in ein Asset zu investieren, dessen Wert von der Regierung durch die Einführung einer Finanztransaktionssteuer reduziert worden war. Es ist schwer vorstellbar, dass der Deal unter der Prämisse zustande gekommen ist, dass auch noch eine breit angelegte europäische Börsensteuer folgen wird, die das Aktienderivategeschäft von BNP Paribas und Société Générale ruiniert. Der Deal ist ein weiterer Anhaltspunkt dafür, dass die Finanztransaktionssteuer wohl tot ist.
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