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aha! Allergiezentrum Schweiz / aha! Centre d'Allergie Suisse

Medienmitteilung: Covid-19-Impfung - Sind Menschen mit Allergien gefährdet?

Liebe Medienschaffende

Die Schweiz beginnt mit dem Impfen gegen Covid-19. Und damit tauchen Fragen rund um allergische Reaktionen auf. Wir klären sie im Gespräch mit unserem wissenschaftlichen Beirat, Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier, Allergologe am Universitätsspital Zürich.

Für weiterführende fachliche Fragen wenden Sie sich bitte direkt an Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier. Die Kontaktangaben finden Sie unter dem Interview.

Auch wir stehen Ihnen gerne zur Verfügung - per Mail: bettina.jakob@aha.ch.

Freundliche Grüsse

Bettina Jakob

Leiterin Kommunikation und Medien

aha! Allergiezentrum Schweiz

Covid-19-Impfung: Sind Menschen mit Allergien gefährdet?

Die Schweiz beginnt Personen gegen Covid-19 zu impfen. Da in anderen Ländern allergische Reaktionen auf den Impfstoff aufgetreten sind, sind Allergikerinnen und Allergiker hierzulande verunsichert. Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier, wissenschaftlicher Beirat von aha! Allergiezentrum Schweiz und Leiter der Allergiestation am Universitätsspital Zürich, klärt auf.

In Grossbritannien und den USA reagierten ein paar Personen stark allergisch auf den Covid-19-Impfstoff von Pfizer/Biontech, der nun auch in der Schweiz eingesetzt wird. Was ist passiert?

Prof. Peter Schmid-Grendelmeier: Die geimpften Personen, bei denen starke allergische Reaktionen auf den Pfizer/Biontech-Impfstoff auftraten, sind Menschen mit vorbestehenden schweren Allergien, die stets ein Notfallset mit Adrenalin bei sich tragen müssen. Bei diesen Personen zeigten sich nach der Impfung schwere allergische Reaktionen, eine sogenannte Anaphylaxie etwa mit Atemnot, Magen-Darm-Beschwerden oder sogar Herz-Kreislauf-Problemen. Sie wurden sofort behandelt und haben sich gut erholt.

Ist der Impfstoff demnach allergen und eine Gefahr für Menschen mit Allergien?

Nein, daraus lässt sich nicht ableiten, dass der Impfstoff von Pfizer/Biontech generell allergische Reaktionen hervorruft. Im Rahmen von Zulassungsstudien mit mehreren zehntausend Probanden führte der Impfstoff gemäss US-Arzneimittelbehörde FDA in nur 0.6 Prozent der Fälle zu allergischen Reaktionen. Das Ergebnis unterscheidet sich kaum von der Kontrollgruppe, bei der 0.5 Prozent der Patienten auf ein Placebo allergisch reagierten, also auf ein Scheinmedikament.

Allerdings: Personen mit schweren Reaktionen auf Impfstoffe oder auf Hilfsstoffe im Pfizer/Biontech-Impfstoff wurden von den Studien zum Impfstoff ausgeschlossen, was üblich ist.

Das heisst, diese Personen können nicht geimpft werden?

Das ist so: Personen mit einer bekannten Allergie auf einen Bestandteil eines Medikaments oder Impfstoffs sollten diese nicht verwenden - oder nur in Rücksprache mit dem Arzt, der Ärztin. Mit einer vorherigen allergologischen Abklärung können mögliche Reaktionen darauf erfasst werden, was auch die deutschen allergologischen Gesellschaften AeDA, DGAKI, GPA bei Verdachtsfällen für die Covid-19-Impfung empfehlen.

Es ist wichtig, Personen, die eine Impfung gegen Covid-19 erhalten sollen, hinsichtlich solcher Vorfälle in der Vergangenheit zu befragen. Zudem muss das Impfpersonal grundsätzlich immer auf die Möglichkeit schwerer allergischer - sprich anaphylaktischer - Reaktionen vorbereitet sein.

Und was ist mit Menschen mit einer Allergie auf Pollen, Medikamente, Tiere, Hausstaubmilben? Wie weiss man, welche Allergikerinnen und Allergiker geimpft werden dürfen?

Die US-Behörde U.S. Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hat Richtlinien herausgegeben, wie beim Impfen von Menschen mit Allergien mit dem Pfizer/Biontech-Impfstoff vorgegangen werden soll: Wer auf Nahrungsmittel, Pollen, Hausstaubmilben, Tiere, Insektengift, Latex oder andere Medikamente als der Pfizer/Biontech-Impfstoff allergisch reagiert, der darf geimpft werden, muss danach aber mindestens 15 Minuten unter Beobachtung stehen, um sicherzustellen, dass keine schwere allergische Reaktion auftritt. Dasselbe Prozedere gilt für Personen mit einer familiären Vorgeschichte von Anaphylaxie.

Wer in der Vergangenheit schwer auf einen anderen Impfstoff oder ein injiziertes Medikament reagiert hat, kann geimpft werden, muss aber nachher 30 Minuten beobachtet werden. Im Zweifelsfalle sollte der behandelnde Allergologe, die behandelnde Allergologin vor der Impfung kontaktiert werden.

Warum gibt es denn eigentlich Reaktionen auf Impfstoffe?

Allergische Reaktionen nach Impfungen sind möglich, jedoch sehr selten, insbesondere anaphylaktische Reaktionen. Schwere Reaktionen werden etwa bei Patienten mit hochgradiger Hühnereiweissallergie auf Lebend-Impfstoffe, die in Hühnerembryonen angezüchtet wurden, beobachtet. Impfungen enthalten neben dem eigentlichen Wirkstoff immer auch andere Stoffe wie etwa Stabilisatoren oder Konservierungsmittel. Es kann sein, dass manche Menschen auf einen dieser Stoffe allergisch reagieren.

Auf was in der Pfizer/Biontech-Impfung haben die Personen denn so schwer reagiert?

Das ist heute, Stand 22. Dezember 2020, noch nicht bekannt. Die allergischen Reaktionen könnten aber am ehesten durch das so genannte Polyethylenglycol (PEG) ausgelöst worden sein. Das ist ein Stabilisator im neuen Präparat, der in anderen Impfstofftypen nicht vorhanden ist.

Gibt es für diese Personen eine Alternative?

In der Schweiz werden in Zukunft wohl zwei weitere Impfstoffe zur Verfügung stehen, einer von der Firma Moderna und einer von der Firma AstraZeneca. Das Präparat von AstraZeneca verwendet einen anderen Ansatz und enthält kein PEG; es könnte daher bei entsprechender Allergie eingesetzt werden. Der Impfstoff von Moderna ist ähnlich aufgebaut wie jener von Pfizer/Biontech und enthält PEG; er ist als Alternative nicht geeignet. Hier gilt wiederum: Ein Allergologe, eine Allergologin kann etwa mit einem Hauttest Klarheit schaffen, ob ein Impfstoff eingesetzt werden kann.

Ich wurde gerade geimpft. Nun plagen mich Schüttelfrost, Kopfschmerzen und Müdigkeit. Bin ich auf den Impfstoff allergisch?

Nein, solche Symptome sind praktisch immer unbedenklich. Wer sich impfen lässt, muss mit Nebenwirkungen rechnen. Sie zeigen, dass das Immunsystem auf den Wirkstoff reagiert.

Allergische Reaktionen äussern sich etwa mit Nesselfieber, Atemnot oder Kreislaufbeschwerden - sie treten zudem praktisch immer in der ersten Stunde nach der Impfung auf. Falls Sie solche verspüren, sollten sie sich umgehend mit ihrem behandelnden Arzt oder der Ärztin in Verbindung setzen.

Für Medienanfragen:

Prof. Dr. med. Peter Schmid-Grendelmeier

Universitätsspital Zürich USZ

Leiter Allergiestation, Dermatologische Klinik

E-Mail: peter.schmid@usz.ch

Jourarzt Allergologie

Allergiestation, Dermatologische Klinik, USZ

Tel: +41 43 254 14 60

Medienstelle USZ: media@usz.ch

Weitere Kontakte:

Allergiefachärztinnen und -ärzte der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie SGAI: www.ssai.ch/organisation-de-de/finden-sie-einen-facharzt-ai/

Bettina Jakob
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