pafl: Interpellation zum Zustand des Waldes beantwortet
(ots)Vaduz, 22. Februar (pafl) Die Regierung hat die Beantwortung der Interpellation zum Zustand des Waldes zuhanden des Landtags verabschiedet. Die Interpellation befasst sich mit verschiedenen Fragen, die den Blickwinkel nicht auf die Wildschäden einschränkten, sondern den Waldzustand insgesamt thematisieren.
Die heutige Waldschadensituation Die häufig gestellte Frage, wie es dem Liechtensteiner Wald geht, lässt sich nicht einfach mit "gut" oder "schlecht" beantworten. Es gibt für den Wald keinen einfachen Messwert, woran man seinen allgemeinen Zustand ablesen könnte. Allgemein lässt sich zur Waldschadenssituation sagen, dass sich die Nadel- und Blattverluste der Bäume auf einem relativ hohen Schadenniveau eingependelt haben. Besorgniserregend ist der Zustand des Waldes im Bereich der Naturverjüngung, welcher aus der Sicht des Menschen insbesondere im Zusammenhang mit dem Schutzwald eine enorme Bedeutung zukommt. Hierbei spielen die sehr hohen Wildbestände und der Wildverbiss eine grosse Rolle.
Eine Rangierung in Bezug auf die Grösse der Bedrohung lässt sich aufgrund der Verschiedenartigkeit im Auftreten und in der Auswirkung der Gefährdung nicht machen. Während Borkenkäfer- und Sturmereignisse auf sehr direkte Weise wahrgenommen und darum oft als besonders schlimm empfunden werden, werden die schleichenden oder unsichtbaren Prozesse oft sehr spät oder im schlechtesten Fall überhaupt nicht erkannt. Hohe Wildbestände, wie wir sie in Liechtenstein seit rund 6 Jahrzehnten antreffen, führen nicht nur zu einer merklichen Reduktion der Baumartenvielfalt, sondern zu einer allgemeinen Verarmung der gesamten Flora.
Durch die grossräumige Verfrachtung von Luftschadstoffen ist eine direkte Einflussnahme auf eine Reduktion des Schadstoffeintrags in den Liechtensteiner Wald nur sehr beschränkt möglich. Eine nachhaltige Energie-, Umwelt- und Verkehrspolitik ist jedoch unbedingt notwendig. Ob die bisher getroffenen Massnahmen zur Luftreinhaltung ausreichen, um das Ökosystem Wald vor nachhaltigen Schäden zu schützen, lässt sich beim heutigen Wissensstand nicht beantworten. Es lässt sich lediglich sagen, dass es aktuell keine Anzeichen dafür gibt, dass der Liechtensteiner Wald durch Luftverunreinigungen unmittelbar in seiner Existenz bedroht wäre. Unbestritten ist jedoch die Feststellung, dass Schadstoffeinträge ein Langzeitrisiko für den Wald darstellen.
Um die Artenvielfalt zu gewährleisten, wurde ein Fünftel der Waldfläche Liechtensteins als sogenannte Waldreservate ausgeschieden. Hier unterbleiben jegliche menschliche Eingriffe, um der Walddynamik freien Lauf zu lassen. Dadurch steigt langfristig die biologische Vielfalt. Waldreservate sind aber auch Anschauungsobjekte, sowohl für die Forschung, wie auch für die Praxis. Auf diesen Wildnis-Inseln können Bäume wieder ihr biologisch vorbestimmtes Alter erreichen, wodurch sich wieder Rückschlüsse auf eine naturnahe Bewirtschaftung der Nutzwälder ziehen lassen.
Tragbarer Wildbestand Ziel der Regierung ist es, einen nachhaltig tragbaren Wildbestand zu erhalten, zu fördern und nach Möglichkeit dessen jagdliche Nutzung zu ermöglichen. Für das Schalenwild bildet Grösse und Qualität des Winterlebensraumes den limitierenden Faktor. Strategien zur Herstellung einer nachhaltig tragbaren Schalenwilddichte umfassen einerseits die Abschussplanung und durchführung sowie eine allfällige Ersatzvornahme. Andererseits beinhalten sie Massnahmen zur Verbesserung des Lebensraumes wildlebender Tiere, insbesondere die Äsungsverbesserung, die Vernetzung und ökologische Aufwertung, die Notfuttervorlage im Winter und Lenkungsmassnahmen zur Verminderung von schädlichen Einwirkungen aus Freizeit- und Erholungsaktivitäten auf das Wohlbefinden des Wildes.
Mit den in den Jagdpachtverträgen verbindlich anvisierten Bestandesgrössen von Gämse, Reh und Rothirsch sollte sichergestellt werden, dass die Naturverjüngung des Waldes auf der Mehrheit der verjüngungsnotwendigen Flächen aufkommen kann. Dies unter der Voraussetzung, dass gleichzeitig die Massnahmen zur Verbesserung des Wildlebensraumes umgesetzt werden. Es gilt zu erreichen, dass nur mehr auf weniger als 25 Prozent der verjüngungsnotwendigen Flächen untragbare Schadeneinwirkungen durch Verbiss und Schälen auftreten.
Die Vorgabe, einen hinsichtlich der Schadeneinwirkungen tragbaren Rothirsch-Winterbestand von ca. 100 bis 120 Stück zu erzielen und in der Folge langfristig zu erhalten, lässt sich nur erreichen, wenn zwei Strategien konsequent verfolgt werden: Zum Einen müssen die Überwinterungstraditionen des Rothirsches durch entsprechende Lenkungsmassnahmen geändert werden; zum Anderen ist es unumgänglich, die Abschussplanung am tatsächlich bejagbaren Sommerbestand auszurichten.
Kontakt Stefan Hassler Ressort Umwelt, Raum, Land- und Waldwirtschaft Tel. +423 60 93