Wettbewerb um Werkbeiträge von Kanton und Stadt Luzern
Luzern (ots)
Die Wettbewerbskommission des Kantons und der Stadt Luzern hat in diesem Jahr Wettbewerbe in den drei Sparten "Jazz, Rock, improvisierte und elektronische Musik", "Neue Medien, Fotografie" sowie "Angewandte Kunst" ausgeschrieben. Es haben sich total 112 Kunstschaffende beworben. Es werden Beiträge in der Gesamthöhe von rund 170'000 Franken vergeben.
Ein Werkbeitrag soll eine spürbare finanzielle Hilfe bieten, um ein Werk auszuarbeiten oder die künstlerische Tätigkeit weiterzuentwickeln. In diesem Sinne sind die Werkbeiträge eine wichtige Förderquelle für die Kunstschaffenden im Kanton Luzern.
Im Bereich "Neue Medien, Fotografie" hat die Jury je einen Beitrag für "Neue Medien" und "Fotografie" vergeben. Erst im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass der Werkbeitrag im Teilbereich "Neue Medien" annulliert werden muss, da die Bewerberin die Teilnahmebedingungen nicht erfüllt. Aus diesem Grund wird nur ein Beitrag (Fotografie) gesprochen. Der annullierte Beitrag wird zweckgebunden zurückgestellt.
Je Sparte wurde eine dreiköpfige Jury eingesetzt. Die Resultate der Jurierung:
Werkbeiträge für "Jazz, Rock, improvisierte und elektronische Musik" gehen an:
Esther Bächlin, Weggis, Christoph Erb, Luzern, Tobi Gmür, Luzern, und Hans-Peter Pfammatter, Luzern, je 15'000 Franken, sowie an Priska Zemp, Dagmersellen, 10'000 Franken.
Werkbeitrag für "Neue Medien, Fotografie" geht an: Goran Galic und Gian-Reto Gredig, Zürich, 30'000 Franken.
Werkbeiträge für "Angewandte Kunst" werden erst kurz vor der Feier zugesprochen. Für die zweite Wettbewerbsrunde mit Originalarbeiten wurden ausgewählt:
Marceline Berchtold, Luzern, Christian Deuber, Luzern, Susanne Dubs/Christy Doran, Magglingen/Luzern, Christoph Fischer, Luzern, Janis Heezen, Luzern, Rafael Koch, Luzern, Benedikt Notter, Luzern, und Cybu Richli, Luzern.
Die Arbeiten sind im Kunstpanorama Luzern vom Samstag, 25.11 bis Sonntag, 10.12.06 ausgestellt. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 15 - 21 Uhr, Samstag/Sonntag 15 - 19 Uhr.
Die Juryberichte in den Bereichen "Jazz, Rock, improvisierte und elektronische Musik" und "Neue Medien, Fotografie" finden Sie im Anhang. Der Jurybericht im Bereich "Angewandte Kunst" wird anlässlich der Medienorientierung vom 24.11.06, 14 Uhr im Kunstpanorama abgegeben oder kann ab diesem Nachmittag bei uns elektronisch bezogen werden. Einladung folgt.
In einer öffentlichen Feier werden die ausgezeichneten Kunstschaffenden in allen drei Wettbewerbsbereichen gewürdigt und die Werkbeiträge überreicht. Die Feier findet am Samstag, 25. November 2006, um 17 Uhr im Konzertzentrum Schüür, Tribschenstrasse 1, Luzern, statt.
Geschäftsstelle der Wettbewerbe
Daniel Huber, Präsident der Wettbewerbskommission c/o Bildungs- und Kulturdepartement des Kantons Luzern Kultur- und Jugendförderung Bahnhofstr. 18 6002 Luzern www.werkbeitraege.ch werkbeitraege@lu.ch Tel. 041 228 52 06
Juryberichte
Bereich "Jazz, Rock, improvisierte und elektronische Musik"
Jury
Beat Anliker, Leiter und Veranstalter Café/Bar Mokka, Thun Christoph Merki, Musiker, Jazzkritiker und Dozent, Zürich Juliana Müller, Popkredit Stadt Zürich, Zürich Pirmin Bossart, Kulturjournalist, Luzern (Beratende Stimme, Vertreter Wettbewerbskommission)
Allgemeines
Die Jurymitglieder trafen sich nach ihren persönlichen Vorselektionen einen ganzen Tag lang in Luzern, um die Werkbeiträge zu bestimmen. Es wurde intensiv und sehr engagiert gearbeitet. Sämtliche 50 Gesuche wurden nochmals im Plenum diskutiert. Schritt für Schritt wurde der Kreis der Favoriten eingeengt.
Der Jury standen total 70'000 Franken zur Verfügung. Die Preisträgerin mit dem kleinsten Beitrag kann ihr geplantes Projekt mit 10'000 Franken realisieren. Die Qualifikation der Gewinnerin war für die Jurymitglieder unbestritten.
Esther Bächlin (*1965), Weggis
Mit diesem Werkbeitrag wird ein experimentierfreudiges Projekt gefördert, das die Jury von den kompositorischen Bezügen und von der Besetzung her überzeugt hat. Die Pianistin und Komponistin Esther Bächlin hat mit dem Projekt "inspiring music...in between" nicht nur eine aussagekräftige Instrumentierung gefunden, um ihre eigenen Klänge umzusetzen, sondern mit dem Saxophonisten John Voirol und der Vokalistin Lauren Newton zwei herausragende Musikpersönlichkeiten, die für ihre musikalischen Vorstellungen nicht besser gewählt sein könnten. Sie hat deren Fähigkeiten gekonnt in ihre Kompositionen integriert. Die Jury fand die Kombination insofern überzeugend, als Esther Bächlin eine ausgesprochen begabte Harmonikerin ist.
Christoph Erb (*1973), Luzern
Christoph Erb hat die Jury in vielen Belangen überzeugt. Er fällt sowohl als Bandleader (erb_gut) wie auch als Komponist und als Instrumentalist auf. Als Komponist gelingt ihm das Kunststück, eine spannende und eigene Klang- und Formensprache in seiner Musik zu kreieren. Als ausgezeichneter Instrumentalist ist er auf dem Saxophon in der Lage, eine eigene Stilistik zu finden, die sich nicht an herkömmlichen Ausdrucksweisen und angesagten Trends orientiert. Konzeptionell gelingt es ihm, in einem scheinbar ausgereizten Format Klänge zu generieren, die immer wieder überraschend sind und auch die Kompositionen abwechslungsreich machen. Christoph Erb überzeugte die Jury auch mit seinem jüngeren Projekt LiLa. Der Werkpreis soll es ihm ermöglichen, seine musikalische Qualität weiter zu vertiefen und seinen Ideenreichtum weiter aus zu schöpfen
Tobi Gmür (*1973), Luzern
Der Werdegang und die Geschichte von Tobi Gmür wirken sehr authentisch. Er weiss, wie der Rock'n'Roll tönen muss. Er ist ein Musiker, der mit einfachen Mitteln arbeitet, und der sich beharrlich über die Jahre hinweg weiter entwickelt hat. Gmür hat als Multiinstrumentalist und Sänger seine aktuellen Songs nicht nur selber geschrieben, sondern auch alle selbständig eingespielt. Gleichzeitig hat er sich in den letzten Jahren als Produzent weiter gebildet und sich als eher stiller, engagierter Schaffer im Hintergrund für diverse Luzerner Szene-Projekte verdient gemacht. Tobi Gmür überzeugt mit Eigenständigkeit und Leidenschaft in seinem musikalischen Schaffen. Der Werkbeitrag wird es ihm ermöglichen, sein eigenes Album fertig zustellen und mit einer vierköpfigen Band die Live-Umsetzung zu erarbeiten.
Hanspeter Pfammatter (*1974), Luzern
Hanspeter Pfammatter ist ein grossartiger Musiker der jüngeren Jazzgeneration. Er ist allen Jurymitgliedern mit seinen Projekten schon verschiedentlich aufgefallen. Man nimmt ihn wahr, er ist versiert, er ist vielseitig, er ist sehr gut vernetzt in der Schweizer Szene und er ist auch ein kompetenter Live-Musiker. Pfammatter ist hauptsächlich an der spannenden Schnittstelle Jazz/elektronische Musik tätig, wo er als Sideman immer wieder fruchtbare Inputs gibt. Nun verfolgt er auch seine eigenen Projekte, so mit Scope, wo er als Leader in Erscheinung tritt. Pfammatter arbeitet mit zwei Bässen und versucht, eine eigene Klangkultur zu entwickeln, die er in suitenartigen und recht ehrgeizigen Kompositionen einbringt. Die Jury ist gespannt, wie sich Pfammatter hier konzeptionell weiterentwickeln wird, die Ansätze sind jedenfalls überzeugend.
Priska Zemp (*1980), Dagmersellen
Priska Zemp, die sich mit ihrem Soloprojekt Heidi Happy für einen Werkbeitrag beworben hatte, begeisterte die Jury mit ihrer "unmittelbaren und ehrlichen Stimme", wie das ein Jurymitglied formulierte. "Man hört hin und horcht auf", "diese Stimme berührt", "sie fährt ein". Priska Zemps Phrasierung ist auffallend gut, und ihre Songs sind vom Grundmaterial her so angelegt, dass die Jury an eine interessante Weiterentwicklung glaubt. Sie versteht denn auch den Beitrag von 10'000 Franken explizit als Förderungsbeitrag für eine sehr talentierte Sängerin und Musikerin mit vielversprechendem Potential. Gleichzeitig hegt die Jury die Hoffnung, dass Priska Zemp ihre Songs bei der Weiterverarbeitung nicht überproduzieren wird. Ihre Stimme und Songs sind so lebendig und frisch, dass ein Zuviel an Instrumenten und Arrangements diese Qualitäten (vielleicht) einschränken könnte.
Bereich "Neue Medien, Fotografie"
Jury
Tobias Madörin, Fotograf, Zürich Annette Schindler, Kunsthistorikerin und Direktorin "plugin",
Zürich Thomas Seelig, Kurator Fotomuseum Winterthur, Winterthur Adi Blum, kulturelle Produktionen, Emmen (Beratende Stimme, Vertreter Wettbewerbskommission)
Allgemeines
Es wurden 34 Bewerbungen eingereicht. Nach einer persönlichen Vorselektion traf sich die Jury und diskutierte alle eingereichten Arbeiten. Die Jury hat je einen Beitrag für "Neue Medien" und "Fotografie" vergeben. Erst im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass der Werkbeitrag im Teilbereich "Neue Medien" annulliert werden muss, da die Bewerberin die Teilnahmebedingungen nicht erfüllt. Aus diesem Grund wird nur ein Beitrag (Fotografie) gesprochen. Der annullierte Beitrag wird zweckgebunden zurückgestellt.
Goran Galic (*1977)/Gian-Reto Gredig, Zürich
"'ajmo kuci, hladno je" / "lets go home, it`s freezing" Seit einigen Jahren arbeiten der Fotograf Goran Galic und der Filmemacher Gian-Reto Gredig gemeinsam an einem komplexen Dokumentationsprojekt über die Konflikte im ehemaligen Jugoslawien, in dem sich die Zerrissenheit der Menschen, die Realitäten und Klischees, sowie die mediale Wahrnehmung des ehemaligen Kriegsschauplatzes widerspiegeln.
Als Fortsetzung und Weiterführung der bisherigen Arbeit wollen Galic/Gredig nun Luzerner Familien, die in den 1990er Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien geflüchtet oder bereits in den 1970er Jahren als Gastarbeiter in die Schweiz eingewandert sind, mit der Kamera in ihrer neuen und ehemaligen Heimat begleiten. Es ist daran gedacht, neben den Familienmitgliedern auch Stimmen aus den beiden Bezugsorten zu Wort kommen zu lassen, die den Emigranten / Immigranten nahe stehen, bzw. die mit ihnen zusammengelebt haben. Mit Fotografien sowie ausführlichem Text- und Videomaterial soll anschliessend in Form einer Ausstellung in einer Luzerner Kulturinstitution ein vielschichtiges Beziehungsmodell aufgefächert werden.
Die Jury fand im eingereichten Projekt Gefallen am souveränen Umgang fotografischer und medialer Fragestellungen von Goran Galic und Gian-Reto Gredig, im Besonderen die Kontextualisierung von Bild und Sprache als Vermittler von komplexen Realitäten. Das eingereichte Dossier überzeugte darüber hinaus durch die herausragende Qualität von Foto und Video, und durch seine mediale Verschränkung von dokumentarischem Anspruch und künstlerischer Haltung.
Kontakt:
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